Mittwoch, 18. Februar 2015

Wie geht´s weiter?

Neue Wege finden, muss kein Sprung ins kalte Wasser sein

Im Hier und Jetzt, lautete eine Antwort, die mich sehr beeindruckt hat. Nicht, dass ich das mit dem Hier und Jetzt nicht schon öfters gehört hätte, aber bei der Begegnung mit Dr. Cornelia von Velasco habe ich gespürt, was dies bedeutet.




ISBN 978-3-9816006-0-5. 19,90 Euro


Begleiter für Übergänge
Dr. Cornelia von Velasco
Dr. Cornelia von Velasco interviewte ich, weil ich ihr Buch "Wie geht´s weiter?" spannend fand. Weil ich beim Durchblättern bemerkte, dass da wirklich was drinnen steht für Menschen an Weggabelungen, in Krisen, nach einer Diagnose. Und so war die systemische Beraterin  meine Expertin bei der Titelgeschichte "In Bewegung" über Gelassenheit und Vertrauen für Amoena life, einem Magazin für Frauen mit Brustkrebs. 

Dr. von Velasco beschäftigt sich nicht nur theoretisch mit Übergängen, sie hatte selbst Brustkrebs. "Trotz aller Angst und emotionalen Ausnahmesituationen, die ich bei den beiden Diagnosen erlebt habe, kann ich das Erlebte heute als etwas sehen, das mich bereichert hat", erklärte Dr. von Velasco 2014 im Interview. "Ich bin offen für das geworden, was gerade ist, lebe im Hier und Jetzt." Ich muss gestehen, das war nicht das erste Mal, dass ich das mit dem "im Hier und Jetzt leben" gehört habe. Und ich muss noch etwas gestehen.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Lachen befreit


Als ich ihn das erste Mal traf, ertappte ich mich bei einem Vorurteil. Phil Hubbe hat Multiple Sklerose, seit langem schon, seit 1988 um genau zu sein. Also ging ich bei der Vernissage, mit der eine Ausstellung seiner Cartoons eröffnet wurde, automatisch davon aus, einem Mann im Rollstuhl zu begegnen. Und da war keiner. Weit und breit kein Rollstuhl, noch nicht mal ein Rollator. "Mist", dachte ich mir, "umsonst durch die Nacht gefahren". Aber dann übergab der Vorsitzende des ausstellenden Vereins das Mikro an den Künstler. An Phil Hubbe. 

Der stand da, ganz locker und leger, erzählte darüber, dass Menschen mit MS in den Augen der sogenannten Gesunden immer gleich im Rollstuhl sitzen müssten... Meine Gesichtsfarbe verfärbte sich, erreichte eine Nuance zwischen Karmesin- und Ketchup-Rot. "Wenn ich meine Cartoons ausstelle", fuhr er fort, "warten die Normalen immer bis Behinderte lachen, dann erst wagen sie ein Lächeln". Ich wagte ein lautes Lachen, lachte meine Verlegenheit weg. Und stellte mich neben Phil Hubbe für ein Bild, das mich für immer daran erinnern wird, nicht Dinge anzunehmen oder gar als Wirklichkeit vorauszusetzen, von denen ich keine Ahnung habe.


Phil Hubbe zeichnet Cartoons über Behinderte


Für Hubbe immer eine Zeichnung wert:
die Vor-Urteile von Menschen
Comic-Zeichner war von klein auf sein Berufswunsch. Aber erst machte er einen Umweg über ein Mathematikstudium und über eine Keramikwerkstatt. Als er 1988 die Diagnose MS erhielt, wurde ihm klar: Das Leben ist zu wertvoll, um sich durch Kompromisse von seinem Weg abbringen zu lassen. Dass seine Freundin (und jetzige Frau) zu ihm stand und ihn unterstützte, machte seinen Neuanfang leichter. Denn Phil Hubbe begann zu zeichnen: 100 Prozent, mit ganzem (Zeit)Einsatz. Als er dann Cartoons des Amerikaners John Callahan im „New Yorker“ entdeckte, fand Phil Hubbe sein Thema. Denn der Amerikaner, der seit einem Autounfall im Rollstuhl saß, karikierte Behinderte. Und genau diesen ungewöhnlichen Blick greift Phil Hubbe in seinen Cartoons auf: Das Leben Behinderter von einer anderen Seite zu zeigen. Ohne Mitleid, dafür mit viel Humor. Inzwischen wird er dafür gefeiert: in den sozialen Medien, in der Presse, auf Ausstellungen.