Mittwoch, 18. März 2015

Eintauchen in grenzenlose Freiheit

Es gibt Menschen, die wirken. Und zwar weit über das Treffen hinaus. Monika ist so ein Mensch. An Land ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, im Wasser entdeckt sie Schwerelosigkeit. Sie gilt als Deutschlands erfahrenste Taucherin mit Handicap. Und sie hat mich etwas gelehrt: Die wirklichen Grenzen verlaufen im Kopf. Oder andersrum formuliert: Grenzenlose Freiheit ist möglich, wenn man etwas entdeckt, was dem Leben Sinn gibt.

An Land sitzt Monika im Rollstuhl, im Wasser schwimmt sie schwerelos

Montag, 9. März 2015

Dem Leben entgegen laufen

Ich laufe selbst. Seit 15 Jahren regelmäßig. Und doch käme ich nie auf die Idee, die Marathonstrecke zu wagen. Barbara hat sie gewagt. Denn die MS-Diagnose hat der 31-Jährigen eines gelehrt: Wenn man etwas im Leben versuchen will, dann ist JETZT genau der richtige Zeitpunkt.

Der Weg ist das Ziel, auch wenn der Weg
 42,19 km lang ist: Barbara läuft
seit ihrer MS-Diagnose Marathon

Diagnose änderte ihre Sicht aufs Leben

Es war im August 2012. Da brach Barbaras Welt zusammen. Sie war beim Arzt, weil sie fast kein Gefühl mehr an den Armen und Beinen hatte. "Ich spürte praktisch nichts mehr, fühlte mich wie in Styropor gepackt". Und sie bekam die Diagnose: MS. "Die teilte mir der Arzt in der Radiologie nach dem MRT mit, so nebenbei, als ob das keine Auswirkungen hätte. Und dann entließ er mich." Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich im Rollstuhl und als Pflegefall. "Ich fragte mich, ob das jetzt mein Leben gewesen sein soll. Dabei wollte ich noch so viel erleben, und jetzt würde ich die Zeit nicht mehr dazu haben." Sie fühlte sich wie abgetrennt von ihrem Leben, statt in Farbe sah sie alles in Grau-Tönen. Sie musste ihre geliebten Volleyball-Sport aufgeben, weil die Symptome sie am Spielen hinderten.


Hilfen aus dem Tief

Herausgeholfen haben ihr die Familie, ihre Freund, die Kollegen und ihr Hausarzt. Vor allem aber ihr Willen. "Ich hatte immer schon viele Ziele, war aber oft zu träge, diese umzusetzen, verschob sie auf Morgen auf Übermorgen", erzählt sie mir. "Die Diagnose hat mich daran erinnert, dass man nicht ewig Zeit hat." Und sie begann zu laufen. "Nein, ich lief der MS nicht weg", fügt sie lachend hinzu. "Ich wollte, ich musste einfach etwas tun, wollte der Erkrankung nicht die Allmacht über mein Leben überlassen, wollte nicht, dass mir die Zeit davon läuft, also lief ich selbst." 


Mittwoch, 4. März 2015

Wenn die Seele einbricht

Vorneweg: Ich bin kein Grönemeyer-Fan. Wobei natürlich Zeilen, wie "Männer nehmen in den Arm, Männer geben Geborgenheit, Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit" schon mein junges Frauendenken beeinflusst haben. Damals. Also Mitte der 80er Jahre. Und damit lange her. Insgesamt war mir sein Sound zu wenig soulig, also zu wenig von dem getragen, was ich als die positive, stärkende Kraft in der Musik empfinde. Den Mann hinter "Männer", "Flugzeuge im Bauch" und "Bochum" stellte ich mir hart vor, zackig, erfolgsverwöhnt. Ein Vor-Urteil, wie sich herausstellte, als ich ihn kennenlernte.

Live und unplugged hat er mich zum Fan gemacht: Herbert Grönemeyer

Grönemeyer live

Der Mann füllt Stadien, hat über 13 Millionen Alben verkauft, vereint in seinen Konzerten Generationen (wirklich: Junge singen seine Songs textsicher genauso mit wie sogenannte Best-Ager) und da steht er in einem Konferenzsaal in Magdeburg am Rednerpult und ist nervös, aufgeregt, hoch emotional. Denn er redet über Gefühle, über Trauma und Trauer, über die heilende Kraft von Musik. 


Wenn die Seele einbricht

1998 war es. Da starb sein Bruder und wenige Tage darauf seine Frau. Beide waren krank. Der Tod von beiden war nur eine Frage der Zeit. Und doch war die Katastrophe für Herbert Grönemeyer so groß, dass er unfähig war zu denken. Nur seine damals 9- und 11-jährigen Kinder ließen ihn agieren und funktionieren. Innerlich fühlte er sich wie tot, als wären seine Gefühle mit Bruder und Frau mitgestorben. Er empfand nichts mehr, machte keine Musik mehr, verstummte.


Sonntag, 1. März 2015

Von Licht und Schatten



Er ist ein richtiges Mannsbild, wie wir in Bayern zu sagen pflegen: groß, sympathisch, gutaussehend, ledig, wacher Blick, wacher Verstand. Akademiker ist er auch, Jurist, um genau zu sein. Er hat Wortwitz, ist redegewandt, selbstbewusst. Wirklich selbstbewusst. Denn ansonsten würde Ulrich nicht so offen über das reden, was die meisten verschweigen

"Ich habe gelernt, die Depressionen nicht als meine persönliche Schwäche zu sehen, sondern als eine mehr oder weniger normale Krankheit", erklärt der 41-Jährige. Eine Krankheit, die ihn 2010 mit voller Breitseite erwischte. Eine Erfahrung, die ihn aber auch etwas Wesentliches gelehrt hat: "Ich bin mit mir selbst mehr im Reinen als ich es vielleicht jemals vor der Erkrankung war."